Digitalisierungsdruck auf die Medizin wächst

Münsterland ist Motor der Digitalisierung im Gesundheitswesen – Experten berichten beim Forum des Netzwerks Gesundheitswirtschaft Münsterland

Die digitale Kommunikation ist im Gesundheitswesen nicht aufzuhalten. Bei einer Veranstaltung des Vereins Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland sahen die Experten darin große Chancen für eine bessere Vernetzung von ambulanter und stationärer Versorgung. Davon profitierten vor allem auch die Patienten, war sich der Vorstand des Netzwerks Gesundheitswirtschaft Münsterland, Prof. Dr. Norbert Roeder (Universitätsklinikum Münster), sicher.

Das Münsterland sei einer der Motoren der Digitalisierung im Gesundheitswesen, sagte Mathias Redders aus dem Gesundheitsministerium NRW. Er gab einen Überblick über den anstehenden Aufbau einer sogenannten Telematikinfrastruktur und die Einführung nutzerorientierter Telematikanwendungen. Als Beispiele hierfür nannte er den elektronischen Arztbrief, die elektronische Fallakte, den Notfalldatensatz, die Telemedizin sowie Anwendungen zur Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie. Ein wichtiger Meilenstein sei der elektronische Arztbrief, der ab dem kommenden Jahr in die Fläche gebracht werden solle.

Das Münsterland punktet laut Redders in der Projektphase auch durch Zuverlässigkeit. So sei das Notfalldatenprojekt an der Uniklinik Münster sogar seiner Zeit voraus. Notfalldaten werden künftig auf der elektronischen Gesundheitskarte abgelegt und helfen den Behandelnden in einer medizinischen Notfallsituation weiter. In einem Projektzeitraum von sechs Monaten legen Ärzte aus der Region Münster und Umgebung für rund 4000 Patienten Notfalldatensätze an.

Dr. Wolfgang Deiters (Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik in Dortmund) sagte, dass die allgegenwärtige mobile Datennutzung der Menschen die Medizin schneller als geplant einholen werde. Es entwickele sich hier eine Eigendynamik: Der Patient komme mit seinen mobil gemessenen Puls-, Blutdruck- oder Zuckerwerten zum Arzt und der müsse sich damit befassen. Das Gesundheitswesen sei aber noch zu wenig auf den Endnutzer eingestellt, berichtete der Referent: Manche Jugendliche seien heute zum Beispiel nur über digitale Medien erreichbar. Das könne man in der medizinischen Therapie nicht ignorieren, so Dr. Deiters. In der Digitalisierung sehe er für Einrichtungen des Gesundheitswesens auch große Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung. Dafür brachte er Beispiele: „Betten lassen sich vom Patienten eigenhändig per Fernbedienung in ihrer Höhe verstellen und entlasten auf diese Weise das Pflegepersonal. Durch Ortungsmöglichkeiten wird das rasche Auffinden freier Betten oder verfügbarer Geräte möglich. Krankenhausbetten und Geräte melden sich im Jahresturnus eigenständig zur Wartung.“

„Der Innovationsfonds als Katalysator“ – unter diesem Titel informierte Dr. David Reinhardt vom GKV-Spitzenverband über den Fonds zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung. Durch diesen könnten Projekte gefördert werden, „die die Versorgung der gesetzlich Krankenversicherten verbessern und die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen“, sagte er: „Ziel ist es, die Bereitschaft aller Akteure im Gesundheitswesen zur Qualitätsverbesserung zu fördern und innovative Entwicklungen zu unterstützen.“